Experten beraten auf der norddeutschen Tourismuskonferenz

Norddeutsche Tourismuskonferenz - Herausforderungen & Perspektiven für die Tourismusbranche
Norddeutsche Tourismuskonferenz - Programm 23.02.2023 in Rostock
v.l. Moderatorin S. Hasselmann (Deutschlandfunk), A. Rosinski (Vorstand Tourismus-Agentur Lübecker Bucht), T. Woitendorf (Geschäftsführer, Tourismusverband MV e.V.), Prof. Dr. M. Wißotzki (Wirtschaftsinformatik - Digitale Geschäftsmodelle, Hochschule Wismar), D. Bojahr (General Manager Radisson Blu Hotel Rostock). Foto: Dirk Klein
Prof. Wißotzki berichtet über sein Projekt zur autonomen Parkraumerfassung und die damit zusammenhängenden Möglichkeiten für buchungsübergreifende digitale Services im Tourismus.
v.l. T. Woitendorf (Geschäftsführer, Tourismusverband MV e.V.), Prof. Dr. M. Wißotzki (Wirtschaftsinformatik - Digitale Geschäftsmodelle, Hochschule Wismar). Foto: Dirk Klein

Am 23.2.2023 fand in der IHK zu Rostock die zweite norddeutsche Tourismuskonferenz statt - Veranstaltungspartner waren u.a. die IHK Nord, der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern, der DEHOGA Mecklenburg-Vorpommern und der Tourismusverband Hamburg. Auch wenn seit dem Frühjahr 2022 die Tourismuswirtschaft wieder ohne Coronabeschränkungen agieren konnte, 

brachte der Ukraine-Krieg neue wirtschaftliche Herausforderungen mit hohen Energie-, Rohstoff- und Lebensmittelkosten kombiniert mit einer sinkenden Konsumbereitschaft und Mangel an Arbeitskräften mit sich.

Mit Experten aus Politik, Wirtschaft, dem Destinationsmanagement und Verbänden sollten die Herausforderungen im Rahmen der Konferenz diskutiert werden, um u.a. Antworten auf folgende Fragen zu finden:

  • Wie kann der Tourismussektor als wichtiger Wirtschaftsfaktor in Norddeutschland weiter ausgebaut werden? Welche Unterstützung benötigen die Betriebe dabei?
  • Wie kann man dem Personalmangel in der Tourismusbranche begegnen?
  • Wie kann die Tourismuswirtschaft resilienter werden?
  • Welche Lücken müssen bei der Digitalisierung noch geschlossen werden?

In diesem Zusammenhang befasste sich die erste Diskussionsrunde mit dem Thema Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel. So diskutierten die Teilnehmer über Fragen wie z.B.: Welche Trends aus der Arbeitswelt sind besonders relevant für Ihr Unternehmen / für die Branche? Was macht die Tourismuswirtschaft attraktiv (oder nicht attraktiv) für Arbeitskräfte? Was kann die Branche tun, um für potentielles Personal attraktiver zu werden? Welches Personal fehlt im Besonderen? Was kann die Politik tun, um die Situation zu verbessern? So berichteten z.B. Tim Oberdieck vom Atlantic Hotel Sail City und Carsten Willenbockel vom Steigenberger Grandhotel Heringsdorf über ihre Erfahrungen.

Aus Sicht von Prof. Wißotzki bieten insbesondere soziale Netzwerke wie LinkedIn, XING, Instagram, TikTok & Co. viel Potenzial für die Arbeitskräftegewinnung - auch wenn die eigenen Möglichkeiten nicht vorhanden sind, haben wir z.B. ein StartUp in Wismar, welches dabei unterstützen kann (MyScale). Im Umfeld des InnovationPort Wismar befassen sich auch noch weitere StartUps mit dem Thema Arbeitskräftegewinnung so z.B. Employchain (kommt gerade nach MV und sucht noch Partner) oder NovaCampus oder der ehemalige Wismarer Absolvent Thomas Pauker mit JobUfo.

Nach der Keynote von Wirtschaftsminister Reinhard Meyer beschäftigte sich die zweite Diskussionsrunde mit dem Thema Resilienz. In diesem Zusammenhang befassten sich die Referenten mit folgenden Fragestellungen: Wie hat sich der Tourismus durch die Corona-Krise verändert? Was gehört für Sie zur Resilienz eines Unternehmens bzw. was bedeutet der Begriff mit Blick auf die Tourismusbranche? Wie ist Ihr Unternehmen mit der Corona-Pandemie umgegangen? Welche Lehren kann die Branche aus der Pandemie und dem Umgang damit ziehen? Welche Lehren haben Sie / hat Ihr Unternehmen aus der Krise abgeleitet? Was würden Sie sich von der Politik wünschen, um die Branche krisenfester aufzustellen? So adressierte z.B. DEHOGA MV Präsident Lars Schwarz Fehler im Umgang mit der Corona-Krise, zeigte aber auch Perspektiven auf, welche Lehren daraus für den Tourismus gezogen werden könnten. Dirk Klein (Haffhus GmbH) adressierte eine mangelnde Informationsversorgung hinsichtlich neu geltender Bestimmungen,  egal ob während der Corona Krise oder der aktuellen Energiekrise - hier müssen aus seiner Sicht schnell passende digitale Möglichkeiten geschaffen werden.

Der Digitalisierungstrack der Konferenz wurde durch die Keynote von Petra Hedorfer (Deutsche Zentrale für Tourismus e.V.) eröffnet. Sie bot spannende Einblicke in die digitalen TouchPoins der Customer Journey, so buchen zum Beispiel bereits 85% der internationalen Deutschlandreisenden über das Internet. Virtual Realtity, Conversational Interfaces, Recommendersysteme, Besucherlenkung, Augmented Reality, KI-basiertes Profiling & Analytics sind bereits mögliche Ansätze, welche die CustomerJourney begleiten können - insbesondere auch die Nutzung von OpenData bietet neue Potenziale für Knowledge-Graphen und den daraus resultierenden Einsatz von KI für den Dialog mit dem Gast. 

In der 3. Diskussionsrunde ging es um das Thema Digitalisierung. Wie erlebt der Tourismus den Megatrend digitale Transformation im Arbeitsalltag? Wie gehen touristische Unternehmen mit diesem Trend um? Wo wünschen wir uns mehr Unterstützung? Was sind die größten Hindernisse für die Unternehmen mit Blick auf die digitale Transformation?

In der Diskussion zeigte Prof. Wißotzki verschiedene Perspektiven auf, welche bei dem Thema OpenData zu berücksichtigen sind, denn die Verfügbarkeit hat, neben der Befähigung der beteiligten Akteure, auch immer mit Sicherheit & Datenschutz zu tun. In diesem Zusammenhang zeigte ein Beispiel aus dem Auditorium, wie Datenaustausch über offene Schnittstellen funktionieren kann (Dirk Klein vom Haffhus GmbH - EnergieAPI). Des Weiteren sprach Wißotzki auch das Thema automatisierte innerstädtische Besuchersteuerung und damit in Zusammenhang stehende wertschöpfungsübergreifende digitale Services an. Dabei können zum Beispiel nun auch frei verfügbare Technologien wie ChatGPT im Customer-Support oder in der Contenterstellung im Marketing zur Automatisierung und Arbeitsentlastung beitragen (Dienstleistungsautomatisierung v. Unternehmen & Verwaltung mit ChatGPT). 

So stellte er eines seiner Projekt vor, welches basierend auf einer autonomen Parkraumerfassung und den damit gesammelten Daten ein Vorhersagemodell für Städte und Regionen entwickelt. Mit Hilfe des Modells soll es Besuchern möglich zu sein, die Befüllung von Parkflächen, Stadtteilen oder ähnlichem vor dem eigentlichen Besuch abzufragen, um eine möglichst optimale Ankunftszeit zu planen. In diesem Zusammenhang sollen auch weitere Services für den entsprechenden Ort und die Ankunftszeit angeboten werden wie z.B. passender Strandkorb, Restaurantplatz oder Veranstaltungen.

Aber nicht nur städtische Infrastruktur, welche in SmartCity oder SmartRegion Projekten initiiert werden, bringen neue Möglichkeiten. Auch Infrastrukturkomponenten im Hotel selbst können z.B. durch Automatisierung, Neubau und/oder Sanierung Ressourcen sparen. Aber auch Themen wie Klimaneutralität, Energieeinsparung oder Nachhaltigkeit können durch intelligente Hoteltechnologien unterstützt werden.

Welche das sein können und wie man diese einsetzen kann, soll z.B. eine Veranstaltungsreihe im April genauer betrachten: Fokuswoche „Innovative Wege im Tourismus“ - 17.-21-04.23 im InnovationPort Wismar. Inhaltlich soll es bei der Veranstaltung darum gehen, Trends vorzustellen, Lösungswege aufzuzeigen, best practice Beispiele zu demonstrieren und Instrumente für den Strategiewandel alltagstauglich vorzustellen, um eigene Entwicklungsräume zu öffnen. Ziele der Veranstaltung ist die Sensibilisierung für Trends, das Aufzeigen von Umsetzungswegen und die handelnden Akteure zu verbinden und zu vernetzen.


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