Smarte Küstenregion - Building Block Smart Mobility

v.l. Dr. Martin Setzkorn (Digitales Innovationzentrum Rostock), Jakob Richter (Gründer & Geschäftsführer YourCar MV), Prof. Dr. Matthias Wißotzki (InnovationPort Wismar), (Bild: Digitales Innovationszentrum Rostock)

In der letzten Veranstaltung berichtete ich, das bereits die Hälfte der Weltbevölkerung und 73% in der EU in urbanen Räumen leben. Für Deutschland bedeutet dies, dass 2030  circa 80 Prozent aller Einwohner in Städten wohnen werden [1]. Dies hat nicht nur wirtschaftliche Auswirkungen. Als Folge des E-Commerce wird allein das Kurier-, Express- und Paketdienst-Volumen (KEP) auf mehr als 4,3 Mrd. Sendungen bis 2024 ansteigen [2] -  und damit ist nur der Transport von Stückgütern mit einem verhältnismäßig geringen Gewicht und Volumen gemeint, sprich unsere Onlinebestellungen z.B. auf der Handelsplattformen MV oder anderen Anbietern. Allein dieser Sachverhalt produziert im Ergebnis mehr  Verkehr, welcher zu überfüllten Innenstädten mit Verkehrsinfarkten, Verkehrsunfällen und nicht zuletzt zu einer erhöhten Luftschadstoff- und Lärmbelastung, sowie steigende Treibhausemissionen führt. Allein die urbane Mobilität macht 40% aller CO2-Emissionen des Straßenverkehrs und bis zu 70% aller anderen Schadstoffe des Verkehrs in der EU aus [3]. Wenn die Fridays4Future Generation bei ihren Moralvorstellungen bleibt, dann wird sie diesen Zustand nicht akzeptieren und wir werden uns mit zunehmender Intensität dieser Problematik stellen müssen.

Was ist Smart Mobility?

Wahrscheinlich werden wir den Trend der Urbanisierung nicht umkehren können, jedoch sollten wir zumindest seine Auswirkungen durch clevere Mobilitätskonzepte entgegenwirken, denn dies ist nunmehr keine Frage des technischen Könnens, sondern des politischen und gesellschaftlichen Wollens.

Konzeptionell kann Smart Mobility als der Zugang zu einem möglichst ganzheitlichen, intermodalen Verkehrkonzept (beschreibt eine mehrgliedrige Transportkette ) im Kontext einer Stadt, aber auch ländlichen Raum verstanden werden, welches die Bevorzugung von effizienten Transportmitteln (dafür Mensch & Güter) sowie die dafür notwendige Integration von IT in Verkehrsmittel und Infrastruktur berücksichtigt [6].

Ähnlich wie bei Smart Economy handelt es sich auch bei Smart Mobility um einen Sammelbegriff, welcher die Kombination aus den digitalen Bausteinen: Infrastruktur, Informationssysteme, Daten, Geschäftsmodelle beinhalten kann, welche mit Hilfe moderner Methoden und digitalen Architekturen strukturiert werden müssen, wenn wir diese zielgerichtet entwickeln wollen. Somit geht es bei Smart Mobility mehr als nur um autonomes Fahren [7]. Die Bausteinkombinationen entstehen durch die Anwendungsfälle. So bildet die Infrastruktur die Grundlage für die Vernetzung von Objekten & Systemen und ist damit als verfügbare und zuverlässige Ressource des digitalen Zeitalters unabdingbar. Informationssysteme lösen die Problemstellungen von Anwendern auf dieser Infrastruktur unter Nutzung entsprechender Daten. Die Problemlösung wird in entsprechenden digitalen Architekturen organisiert und bildet das Geschäftsmodell eine Organisation wie z.B. einem Unternehmen oder einer Stadt. Strukturiert nach Problem- und Zielstellung sollen die folgenden Beispiele eine paar Möglichkeiten von der digitalen Bausteinkombinationen im Smart Mobility Kontext demonstrieren.

  • Problemstellung: Luftverschmutzung - Die urbane Mobilität macht 40% aller CO2-Emissionen des Straßenverkehrs […] aus [9].
  • Zielstellung: Anpassung bzw. Innovation und Akzeptanz von Fahrzeugen (autonom, verbunden, elektrisch, gemeinschaftlich, stationslos)
  • Lösung: Bereitstellung bürgerorientierter Fahrten durch die Integration öffentlicher Verkehrsmittel, aber auch Ride-Hailing, Ride-Sharing, Vehicle-Sharing (Carsharing, Carpooling, Scooter- und BikeSharing) und Smart Ticketing-Diensten [10] und viele weitere einschließlich Mobility-as-a-Service (MaaS) Konzepte sind aktuelle Lösungsansätze [11].
  • Problemstellung: Verkehrsüberlastung
  • Zielstellung: Entwicklung ausgewogener, sicherer und geschützter öffentlicher Verkehrssysteme
  • Lösung: Digitales Parkleitsystem, Digitales Parkplatzmanagement (Sensortechnik), Digitale Baustelleninformationen zur Verbesserung des Verkehrsflusses. Eine aktuelle Studie von PwC und Intraplan im Auftrag des VDV hält es für machbar, in Deutschland bis zum Jahr 2030 den öffentlichen Personenverkehr (ÖPV) um etwa 30 Prozent und den Schienengüterverkehr um 22 Prozent zu steigern [5].
  • Problemstellung: Überlastung der Innenstädte durch KEP-Dienstleister
  • Zielstellung: Weniger Verkehr und weniger CO2-Ausstoß
  • Lösung: Hyperloops, unterirdische Rohrpostsysteme für Pakete, OnDemand Logistik (z.B. Uber Freight), Nutzung von Lastenfahrrädern für die Paketzustellung, stärkere Kollaboration von Städte mit Paketdienstleistern

Der digitale Architektur-Zwilling einer Stadt

Um die Anforderungen bzw. die Problemstellung zukünftiger Mobilität systematisch und ganzheitlicher lösen zu können, müssen wir uns entsprechender neuer Methodiken bedienen, denn das Ökosystem Stadt mit allen seinen Komponenten ist dynamisch und damit komplex. Der Ansatz digitaler Zwillinge hat bereits in der Industrie und im Bauwesen Fuß fassen können und kann als virtuelles Modell einer Stadt bei der Bewältigung verschiedenster Herausforderungen (in allen Handlungsfelder einer smarten Stadt) hilfreich sein - wir kennen zwar diesen möglichen Lösungsansatz, aber sind wir von dessen Umsetzung noch etwas entfernt, da der Aufbau und eine wirksame Nutzung dieses digitalen Architektur Konzepts, einen gewissen digitalen & methodischen Reifegrad der beteiligten Institutionen & Akteure benötigt. 

Weitere Veranstaltungen zu dem Thema:

  • 24.02.2021- smart governance
  • 10.03.2021- smart environment
  • 14.04.2021- smart people
  • 12.05.2021- smart living

 

[1] https://logistik-aktuell.com/2019/08/20/urbane-logistik-szenarien-2030/

[2] KEP-Studie 2020 – Analyse des Marktes in Deutschland

[3] https://ec.europa.eu/transport/themes/urban/urban_mobility_en

[4] https://www.vdv.de/daten-fakten.aspx

[5] https://www.vdv.de/deutschland-mobil-2030-die-verkehrswende-ist-moeglich.aspx

[6] Smart City Wheel, Bundesamt für Energie BFE

[7] https://www.evoomo.com/urban-mobility/smart-mobility/

[8] https://www.evoomo.com/urban-mobility/smart-mobility/

[9] https://ec.europa.eu/transport/themes/urban/urban_mobility_en

[10] https://hub.beesmart.city/de/smart-city-loesungen/urbane-mobilitaet-herausforderungen-und-loesungen-in-smart-cities

[11] https://hub.beesmart.city/de/smart-city-loesungen/urbane-mobilitaet-herausforderungen-und-loesungen-in-smart-cities

[12] SMART CITY / SMART REGION HANDLUNGSLEITFADEN FÜR Praktiker*innen, ISBN: 978-3-9820550-0-8

bee smart city Verlag

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